21./22. September 2004 - Abschied und Aufbruch

Am Vorabend der großen Fahrt gabs bei uns als Abschiedsessen Birnen, Bohnen & Speck - typisch norddeutsch. Und weil ich ein schönes Bild davon gemacht habe, gehört das auch zur Geschichte dazu.

Davor und danach hatte ich noch genügend zu tun, schließlich herrschte noch überall Chaos im Haus und im Auto war auch noch Platz (was soll ich denn bloß noch mitnehmen?) Um halb 2 Uhr ist mir dann die Räumerei zu blöd geworden, schließlich wollte ich am nächsten Morgen fit sein. Ich war also um 2 im Bett und hab auch gut geschlafen, keine Spur von Aufregung, was mich schon etwas irritiert hat...

Den Wecker auf 5 Uhr, um dreiviertel 6 bin ich dann tatsächlich aufgestanden, habe noch den letzten Rest ins Auto gepackt, gemütlich gefrühstückt, Tee für unterwegs gekocht, die ganze Familie nochmal ausgiebig umarmt (immer noch keine Aufbruchsstimmung) und los. Im Auto kamen mir dann doch ein paar Tränen - so weit weg von daheim! - aber je mehr Strecke ich hinter mich gebracht hatte, desto mehr gewann die Freude, unterwegs zu sein, die Oberhand.

Um ca. viertel nach 7 Uhr bin ich also losgefahren, bis auf zwei kleinere Staus in Italien lief alles glatt, die knapp 8 Stunden Fahrzeit aus dem ADAC Routenplaner waren trotzdem ziemlich knapp bemessen. Um kurz nach 15 Uhr habe ich vorsichtshalber im Wohnheim angerufen, weil auf dem Brief stand, ich solle vor 15.30 Uhr da sein. Abgesehen davon, daß ich gar nicht erwartet wurde ("Mais si vous avez une lettre, je vous prends") war es aber kein Problem, später zu kommen.

Aber gut, wie gesagt, die Fahrt an sich war ganz okay, gegen 14 Uhr war ich am Meer in der Nähe von Genua, wo sich dann doch etwas getan hat, trotz bisher fehlender Aufregung: Angefangen von spontan hervorbrechendem Jubel über diverse Freudentränen bis hin zu fast schon hysterischem Gelächter ("Wie bitte, in so einer Gegend werde ich tatsächlich studieren?") war alles geboten. Die unterschiedlichsten Gefühle haben mich auf dem - doch noch recht langen - Weg an der Küste entlang begleitet.

Endlich angekommen (es war wohl so gegen 18 Uhr) hab ich gleich alles (Mietvertrag und Hausordnung) unterschrieben, um das Zimmer habe ich mir keine Gedanken mehr gemacht, auch wenn ich erst vorhatte, nach einem schönen Blick zu fragen. Nach der langen Fahrt war ich hauptsächlich froh, angekommen zu sein und bin jetzt auch ganz zufrieden.

23. September 2004 - Erster Morgen in Nizza

Ich habe erstaunlich gut geschlafen, abgesehen von ein paar Orientierungsschwächen beim gelegentlichen Aufwachen nachts.

Gerade habe ich nach einem vernünftigen Radiosender gesucht und bin auf eine Tenor-Arie mit Oboe gestoßen. "Was willst Du Dich, mein Geist, entsetzen, wenn meine nächste Stunde schlägt?" Klingt nach was Größerem, ich tippe auf Bach. Eben kam noch ein Alt-Rezitativ, jetzt schmettert der Bass mit Querflötenbegleitung glaube ich. Schön!
(Laut Ansage mit nettem französischen Akzent war das die Bach-Kantate: Liebster Gott, wann werde ich sterben?)

Ausgepackt habe ich noch nichts - ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, deswegen liege ich noch im Bett.

Vor meinem Fenster steht eine Palme, ich habe den Blick auf den Innenhof und im Hintergrund ein bischen Berg. Hat auch Vorteile: Sebastian (aus dem Saarland, wird auch ESSI3 studieren) hat einen tollen Blick über Nizza, dafür knallt den ganzen Tag die Sonne ins Zimmer und außerdem gibts grad direkt vor dem Haus eine Baustelle. Hier bei mir ist es angenehm, was den Lärmpegel angeht, soweit ich das bisher beurteilen kann. Aussicht aus dem Wohnheimzimmer
Die weiteren ersten Eindrücke:

Die Dame von der Rezeption scheint sehr nett zu sein, hier ist immer was los, aus vielen Zimnmern tönt laut Musik, wenn man anderen Bewohnern begegnet sagt man sich "Bonjour" - ich habe es ein, zweimal mit "Salut" versucht, aber das ist wohl nicht üblich. Das Wohnheim selbst liegt auf einem Hügel , auf der Straße fragen hilft nichts, das Wohnheim kennt kein Mensch, ich habe hier angerufen, um nachzufragen. (Avenue de la Californie venant de Nice Centre: "Après le grand Champion à droite, c'est sens unique, la rue prochaine à gauche, avant une pharmacie. Puis compter cinq virages et voilá, la Rue Robert Latouche!"). It's that easy!

Wenn man also den Hügel hier runtergeht ist man bald auf der Avenue de la Californie, parallel zur Promenade des Anglais, also praktisch nicht zu weit vom Strand weg. Und o. g. Champion ist auch nicht weit. Gestern habe ich gerade noch vor Ladenschluß geschafft, ein paar Sachen einzukaufen, damit ich nicht verhungere: 2 kleine Pastetchen, Baguette, Volvic (Teewasser! das aus der Leitung je nach Mondphase oder was weiß ich, mal mehr und mal weniger gechlort...), Müsli, Milch. Muß mich da heut mal genauer umsehen.

Erster Tag geschafft!

Nachdem ich doch irgendwann einmal aufgestanden bin habe ich ein bischen ausgepackt, die Sachen weggeräumt, die ich Weihnachten wieder mit heim nehme, weil ich sie eh nicht brauchen kann und ein bischen geputzt, bevor ich was einräume.

Habe die Dusche getestet, funktioniert ganz passabel - wer gerne wechselduscht kann sich die Mühe des Temperaturwechsels per Hand sparen, das macht die Dusche alleine! Wenn das kein Komfort ist...

Dusche
Taube Vor dem Fenster sind praktische Wäschetrockner aufgehängt, nachdem ich schon mehr als eine Taube spazierengehen sah da draußen hat sich das aber wohl erübrigt.

Unterwegs war ich schließlich auch: Habe in der Reception die Mängelliste ausfüllen lassen (hab mir hier alles aufgeschrieben und der Dame erklärt, nachdem mir die baulichen Fachausdrücke nicht gerade geläufig sind.) Außerdem habe ich über die Höhe der ersten Miete verhandelt und bin mit dem neuen Zahlschein gleich zur Post: Kaution + Miete + Postgebühren = 258,67 Euro

Danach habe ich mich im Handy-Laden neben dem Champion erkundigt, was ich für Möglichkeiten habe, angeblich gibt es bei Orange einen 1-Jahres-Vertrag mit monatlichen Freiminuten, in denen ich hintelefonieren kann, wo ich will. Für einen Vertrag brauche ich dann allerdings ein Konto, also habe ich mir erstmal den Prospekt mitgenommen zum überlegen.

Wie angekündigt habe ich dann den Supermarkt genauer angeschaut und nachdem der Kühlschrank mittlerweile in Betrieb ist hab ich etwas mehr gekauft - noch nichts, was man kochen müßte, dazu bin ich noch nicht motiviert. Im Champion bin ich auch prompt vom Mann meines Lebens (zumindest wenns nach ihm ginge) angesprochen worden, was ich so mache, wo ich wohne, und daß ich bestimmt da zuviel zahle und also lieber zu ihm ziehen soll. Er wollte partout Nummern austauschen, nur leider, leider, hatte keiner von uns einen Stift. Naja, aber wir würden uns ja bestimmt zufällig mal wiedertreffen.

Taten wir dann auch, ich hab meinen Einkauf heimgebracht, noch was gegessen, überlegt, was ich noch tun soll und mich für das Flanieren auf der Promenade des Anglais entschieden. Dort hab ich ihn auch wiedergetroffen - ein bekanntes Gesicht in Nizza am ersten Tag, wer hätte das gedacht! Das Gespräch war dann auch schon etwas sympathischer, er meinte, er würde eben gern mit jemand zusammenleben, schließlich wäre vieles einfacher und billiger zu zweit ("Vrai ou pas?"). Ich soll ihm doch jemand vorbeischicken, wenn ich "une femme libre" kennenlerne, er ginge immer hier spazieren...

Habe dann meine Promenade fortgesetzt, auf dieser Seite der Baie des Anges war die Sonne schon weg. Immer noch ist es ausgesprochen unglaublich, daß ich hier sein soll. Nizza!

Das klingt so traumhaft und irgendwie fast unerreichbar, daß ich doch noch nicht ganz angekommen bin...

Ach ja, um nochmal auf den Lärmpegel zurückzukommen: Während ich schreibe sind glaube ich schon 4 oder 5 Flugzeuge über uns hinweggeflogen, das hört man schon, aber man gewöhnt sich dran. Draußen wird überall Musik gehört und ein gewisser Lärmpegel ist schon da von den Bewohnern, aber ich kann das wunderbar ausblenden, hab schon lauteres erlebt. Ich bleibe also bei dem Prädikat "angenehm".

So. Auch wenn dreiviertel 10 Uhr in Nizza an sich keine Zeit fürs Bett sein kann, werde ich mich doch jetzt hinlegen - mit meinen 25 Jahren hat mich die Reise wohl geschlaucht! (PS: drei weitere Flugzeuge seit oben - ich hätte nicht anfangen sollen zu zählen, jetzt hör ich sie...)

Is it a bird? Is it a plane?

24. September 2004 - Zweiter Morgen in Nizza

Heute bin ich früher aufgestanden, nichtsdestotrotz ist es jetzt halb 12 und ich habe noch nichts nennenswertes geschafft. Habe versucht, Herrn Steber vom Auslandsamt der TUM zu erreichen, um mal zu erfahren, wohin ich mich wegen des Stipendiums wenden soll. Das wäre gut zu wissen, nachdem ich eine Bestätigung über meine finanzielle Absicherung zu diversen Gelegenheiten brauche (Konto, Carte de Séjour). Für die Carte de Séjour brauche ich noch eine internationale Geburtsurkunde, das habe ich daheim total übersehen. Zwar habe ich grad mit meinem Vater telefoniert und vermutlich dauert das Schicken auch nicht allzu lange, aber trotzdem ist mir der Wind aus den Segeln genommen worden.

Eben habe ich am Telefon noch scherzhaft gesagt, ich hätte mich heut noch nicht aus dem Haus getraut, aber so ganz falsch ist das gar nicht, vor allem habe ich noch eine vollkommen unsinnige Aversion dagegen, mich als Ausländer zu outen, wenn ich auf die Straße gehe. Aber was bin ich denn?

Ich denke, ich werde mich nachmittag mal ins Auto setzen und in Richtung Sophia Antipolis fahren, nur um die Gegend schonmal gesehen zu haben. Außerdem gibt es in der Gegend des Flughafens wohl ein großes Shoppingcenter (CAP 3000) - ich könnte hier noch ein paar Dinge gebrauchen, vor allem ein paar mehr Ablageflächen im "Bad".

Hab mich doch rausgetraut und bin mit dem Auto nach Sophia gefahren - gut zu finden, in Richtung Antibes ist alles bestens ausgeschildert. In Sophia muß man noch diverse Kreisverkehre hinter sich bringen, aber irgendwann steht da "ESSI/IUT" (oder andersrum). Ich bin reingegangen und habe nach M. Gaetano gefragt. Der Pförtner (oder wer auch immer das war) hat mich gefragt, ob ich denn einen Termin habe, als ich dies verneint habe, meinte er, ich könne doch nicht einfach so vorbeikommen? Er hat mich dann aber doch in den 4. Stock geschickt mit dem Aufzug und dort habe ich im erstbesten Büro nochmal gefragt, wo denn Gaetano sitzt. Das war dann auch nicht schwer zu finden, aber leider war tatsächlich niemand da. Also galt es, den 4. Stock wieder zu verlassen - gar nicht so einfach. Die Dame aus dem erstbesten Büro hat mir dann erklärt, in und aus dem 4. Stock käme man nur mit Ausweis. Den Pförtner wollte ich noch nach einer Telefonnummer fragen, nach einem erneuten vorwurfsvollen "man kommt ja auch nicht einfach so" hat er herausgefunden, daß Monsieur Gaetano kein Telefon hat, angeblich. Ich habe ihm erklärt, daß ich gestern aus Deutschland gekommen bin und nun keinen Internetzugang habe, um anders etwas mit Gaetano auszumachen. Darauf durfte ich immerhin netterweise von seinem PC aus kurz ein Mail schreiben (die französischen Tastaturen sind erschreckend unterschiedlich zu den deutschen...) und habe darin gebeten, mich anzurufen.

Die Fahrt über Autobahn kostet übrigens 1,30 Euro. Zurück gefahren bin ich übers Land, weitgehend am Meer entlang. Leider gibt es zur Zeit recht viele Baustellen, aber was solls - bin ich ja von München mehr als gewohnt! Während ich schreibe sitzt eine Taube am Fenster und schaut aufmerkam zu. So nervig die Viecher in München auch sein mögen, dieser Besuch hier ist irgendwie nett.

Huh, ils sont fous, les français!
Es ist der 24. September, 19.30 Uhr und ich höre Radio und denke grad, nanu, der Songanfang kommt mir doch sehr bekannt vor. Und schon setzt der Gesang ein: "Laaast Christmas, I gave you my heart..." So. Weitergesucht und auf Françoise Hardy "Tous les garçons et les filles de mon age" gestoßen - das ist doch um Welten besser! Das ist der Nostalgie-Sender, jetzt - eine halbe Stunde später (nach Charles Aznavour, BeeGees und Ti Amo) kommt Gilbert Becauds "Nathalie"!

Nun ist auch der zweite Tag vorbei. Ich habe den Abend genutzt, um eine Homepage anzufangen, währenddessen es draußen zum ersten Mal seit meiner Ankunft fröhlich gewittert hat. Die Luft, die jetzt von draußen reinkommt ist um einiges kühler. Morgen werde ich das Bussystem genauer anschauen, schließlich will ich mich ja irgendwann hier in der Gegend auskennen. Nacht
Gute Nacht!

25. September 2004 - Welches Bussystem?

Heute habe ich eine Riesenwanderung durch Nizza gemacht - und das, obwohl ich ja eigentlich die Busse auskundschaften wollte. Die ganze Promenade des Anglais entlang, über den Quai des États-Unis bis zum Hafen, einmal außenrum, dann habe ich mich ins Landesinnere gewagt und bin auf die Altstadt gestoßen - die besteht aus lauter netten kleinen Gassen mit dem typischen Touristenkram. Wie sichs für einen Touristen gehört, hab ich eine Menge Fotos gemacht. Endlich wieder daheim habe ich mich noch eine gute Stunde an den (Kies-)Strand gelegt und bin auch kurz ins Wasser gewatet. Herrlich! Das werd ich morgen gleich ausgiebiger machen, schließlich ist Sonntag. Auch wenn ich mir heute schon einen Sonnenbrand geholt habe.

26. September 2004

Gerade ist das Licht ausgegangen. Scheinbar hat jemand seine Steckdosen überlastet? Ich wars jedenfalls nicht, hab mir immer noch nichts gekocht. Auf dem Gang versammeln sich gerade die Bewohner, es ist wohl üerall kein Strom mehr da (ich schreibe romantischerweise im Licht meines Laptops) Keine Ahnung, was jetzt zu tun ist, ich hoffe, das wird schon jemand wissen und warte einfach mal ab. Gegenüber geht noch alles, es handelt sich also vermutlich um eine geflogene Sicherung.

Heute habe ich - ah, jetzt geht das Licht wieder! Wie von Zauberhand! Und so hell hatte ich das gar nicht in Erinnerung... Jedenfalls habe ich heute ein paar Stunden am Strand verbracht, hab mich gesonnt und bin ein bischen geschwommen. Danach bin ich hauptsächlich "daheim" gesessen, hab ein bischen geräumt (sieht schon viel wohnlicher aus) und den Stadtplan studiert. Ich bin gestern doch ein gutes Stück gelaufen, an die 15 km.

 
 

27. September 2004

Für heute habe ich mir eine Menge vorgenommen, geschafft habe ich nicht allzuviel. Habe endlich Herrn Steber erreicht, der mir gesagt hat, daß eine Mme. Anne Vigouroux für das Stipendium zuständig ist, die ich irgendwo im Chateau Valrose finden würde. Im Parc Valrose angekommen wurde ich auf nachfragen mal hier, mal dahin geschickt, unter anderem weiß ich jetzt, wo man sich für Informatik einschreiben würde, wenn man in Nizza selbst studieren würde. Das gesuchte Büro jedenfalls ist im "Grand Chateau" auf dem Campus, ungefähr gegenüber von der Bibliothek. Die gesuchte Dame war zwar nicht da, aber nachdem ich erklärt habe, was ich von ihr wollte, stellte sich heraus, daß ich dort richtig war! Nur brauche ich erst ein Konto.

Ich war dann noch im CROUS in der Avenue des Fleurs 18 und habe dort Mme Isabelle Rasse kennengelernt, die für die Zimmervergabe (CALIOPPE) zuständig ist. Es gibt mehr Bewerber als Zimmer, ich hab also Glück gehabt. Man kann dort neben der Carte de Séjour (die ich angeblich nur brauche, wenn ich arbeiten will) auch die CAF, die Wohnungsbeihilfe, beantragen und bei einer von zwei zur Auswahl stehenden Banken ein Konto eröffnen. Ich werde das jetzt doch ins Auge fassen, bei der Crédit Lyonnais Kunde zu werden, scheint, als gäbe es keine "über 25 Jahre"-Hürde mehr und wenn das so praktisch im CROUS zu machen ist, hab ich nach der Odyssee heute gar nichts dagegen.

SunBus

SunBus

29. September 2004

Endlich habe ich was von Marc Gaetano gehört, er hat mich angerufen, wir treffen uns um halb 10, mittags muß er nämlich nach Paris, bis Mittwoch nächster Woche - das wäre was geworden! Der Anfang des Semesters ist offensichtlich ein optimaler Zeitpunkt für unsere einzige Anlaufstelle, um eine Dienstreise zu machen. Das ist so, als würde unsere Poststelle am Tag des Fristablaufs der Bewerbungen für ein Studium einen Betriebsausflug machen... Ich hoffe, daß ich morgen alles fehlende klären kann und erfahre, wo ich nächsten Montag anfange zu studieren.

Der Tag heute war ansonsten weitgehend ereignislos, nachdem ich darauf warte, daß mein Konto bei der CL, das ich gestern eröffnet habe, eingerichtet ist. Morgen soll ich in der Stammfiliale in der Avenue Jean Medecin vorbeischauen. Das hat mich gestern schon etwas ausgebremst, wo ich mir doch noch soviel (MEP, Handy, Kontaktstipendium!) vorgenommen hatte. Naja.

Nachmittags bin ich mit Sebastian, der kein Auto hat, losgezogen, das "CAP 3000" aus der Nähe zu betrachten. Sowas erhofftes wie einen richtig großen Supermarkt gibts da nicht, dafür eine Menge Klamottenläden, Schmuck, Kleinkram, ein Kaufhaus à la Karstadt (Einrichtung etc.), ein Comicladen, ein Buchladen, in dem ich gleich eine Frau angequatscht habe, die auch Bücher von Fred Vargas kaufen wollte. Die hat mir das neuste Buch empfohlen, dadurch wäre sie aufmerksam geworden. Wir waren uns einig, daß Mme Vargas wirklich ausgesprochen gute Bücher schreibt - wobei sie bezweifelt hat, daß das auf Deutsch auch noch gut zu lesen wäre.

Auf'd Nacht hab ich erstmals was gekocht, Spaghetti Bolognese (mehr oder weniger). Das Kochen ist auch kein Problem, das Abspülen eine Katastrophe, da muß ich mir noch eine intelligente Lösung suchen. Das CAP 3000 werd ich jedenfalls für Weihnachten im Auge behalten.

Der Tag heute bestand aus drei Stunden Strand (ohne Baden, es wird tatsächlich allmählich etwas kühler, gerade, wenn ein ständiger Wind bläst) und Lesen der neuen Bücher "L'homme aux cercles bleus", damit bin ich auf deutsch auf o.g. Autorin gestoßen (da heißt es intelligent übersetzt: Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord). Geht erstaunlich gut, was daran liegen kann, daß ich das Buch kenne. Mal sehen, wie das mit den anderen läuft. Abends wegzugehen kann ich mir zur Zeit noch nicht leisten, außerdem wart ich lieber, bis ich ein paar Leute kenne. Ich zweifle ja nicht dran, daß ich schnell jemand kennenlernen würde, nur das ist oft genug eben nicht grade die Gesellschaft, mir der ich gern den Abend verbringen würde (ich denke da z. B. an meinen Freund aus dem Supermarkt...).

Habe gerade (21 Uhr) nach meinem Auto gesehen, weil irgendein Alarm losgegangen ist und ich sowieso schon dauernd Angst habe, daß dem kleinen Franzosen was passiert. War aber alles okay. Hab dann den Spaziergang etwas ausgeweitet (auch um dem Marokkaner von meinem Gang, der sich abends immer langweilt und der deswegen dringend von mir abgelenkt werden will, Gelegenheit zu geben, wieder in sein Zimmer zu gehen, bevor ich ihm schon wieder in die Arme laufe...) und bin gleich ums Eck auf den Judoclub "Elena" gestoßen. Donnerstags, 18:30 - 19:45 Uhr ist Jugend- bis Erwachsenentraining, vielleicht schaue ich ja morgen mal vorbei.

Ca-y-est! J'ai fini mon premier livre en français! Même si je le connaissais déjà.