Samstag, 15. Januar 2005

Viel hat sich getan im letzten Monat, dummerweise hat mich nichts davon motiviert, Tagebuch zu schreiben, auch wenn ich viel nachgedacht habe. In den letzten Tagen muß ich mich nun dauernd mit dem deutsch-französischen Verhältnis auseinandersetzen. Einmal gibt es da die jungen Leute, mit denen man eben blöd daherredet und mit den Klischees spielt, wo man aber doch merkt, daß es nur aus Spaß ist, selbst wenn hin und wieder übertrieben wird. Einer hat es tatsächlich letztens zu weit getrieben, wobei ich bei der Gelegenheit feststellen konnte, daß ich nicht streiten kann - wenn ich mich aufrege, fehlen mir die Worte. Da hätte es ansonsten noch einiges mehr gegeben, das ich zu sagen gehabt hätte...
Zum anderen gibts ältere Leute, bei denen man nicht so recht an eine wohlwollende Meinung hinter den Aussagen glauben mag. Ich habe gestern mit Ines auf dem Heimweg von der ESSI in Cagnes sur Mer im "Pizza Pampa" gegessen, wobei wir die ersten Gäste waren und recht bald mit einem Einheimischen um die 50/60 Jahre ins Gespräch kamen, der erst meinte, wieso wir bitteschön kein Bier zum Essen trinken würden. Auf die Frage, was wir hier täten und die Antwort, Informatik studieren, kam postwendend: wieso, kann man das nicht in Deutschland? Es folgte eine längere Diskussion mit Ines über die Sicherheit von Hosts im Vergleich zu Webservices, während ich meinen Salat gegessen habe und sich nach und nach die Ober am Gespräch beteiligt haben. Man hat jedenfalls deutlich eine gewisse Feindseligkeit gespürt, wobei ich mir überlegen muß, wie ich in Zukunft auf sowas reagieren kann. Abgesehen davon ein echt netter Abend und auf jeden Fall ein sympathisches Restaurant.

Freitag, 21. Januar 2005

Dieses Wochenende mach ich mit beim Glisse et Hisse, d. h. von der Schule organisiert gehts am Samstag zum Segeln vor Antibes, am Sonntag zum Skifahren nach Auron, wobei ich nicht genau weiß, wo das ist. (Oh mon dieu, es gibt eine französische Version vom "House of the Rising Sun", läuft grad auf NiceRadio - 100% französische Musik - mein Radiowecker-Sender). Ski und Schuhe kann man sich bei InterSport ausleihen - Freitag nachmittag bis Montag früh 15 €. Das ganze Wochenende kostet 35 €, da ist dann Segelgebühren, Skipass, Lunchpaket, Bustransfer, etc. alles dabei - perfekt!
Probleme stellt die restliche Skiausrüstung, ich hab ja nicht mal ne Mütze oder Handschuhe dabei. Na, ich hoffe, ein paar Utensilien kann ich mir irgendwo ausleihen. Am Samstag dazwischen ist abends wieder Party in der Kfet, natürlich mit Red is Dead, die ich abgesehen davon zur Zeit motivieren will, vielleicht aufs TUNIX/GARNIX zu kommen. Bewerbungsschluß wäre da Ende Februar.

Es schneit! Montag, 24. Januar 2005

Es hat doch heute tatsächlich geschneit, den ganzen Nachmittag, unglaublich! Ein Ereignis, das in Nizza alle heiligen Zeiten mal vorkommt. Gottseidank hatte Ines zur Beweisaufnahme den Fotoapparat dabei.
Abgesehen davon war ich heute ziemlich erledigt vom Wochenende - das war cool! Samstag eine Segelregatta, lief so ab, daß jeweils unterschiedlich große Gruppen von Leuten mit erfahrenen Seglern auf ebenfalls unterschiedlich große Boote gestiegen sind und dann drei Runden um ca. 7 km voneinander entfernte Bojen gedreht wurden, mit "meinem" Boot haben wir pro Runde in etwa 1 Stunde 20 Minuten gebraucht. In meinem Fall war das streckenweise etwas langatmig, weil ich mit dem Skipper und einem Freund von ihm allein auf dem Boot war, aber abgesehen davon echt nett.
Kurz nach Ende der zweiten Runde ist uns dann der Wind weggeblieben. Es kam dann nach einigem Warten nochmal eine Brise auf, die allerdings nicht lang anhielt, so daß wir am Ende von einem Motorboot abgeschleppt wurden. Und ich war zwischendurch tatsächlich etwas seekrank - hätte ich ja nicht gedacht. Immerhin ist mir bei der Gelegenheit noch eingefallen, im Notfall die windabgewandte Seite zu besuchen, so schlimm wurde es dann allerdings doch nicht.
Nach der Flaute hat meine Mannschaft schon befürchtet, mit einem DNF (Did Not Finish) zu enden, da die Ziellinie irgendwann geschlossen wird und wer bisdahin nicht ankommt hat Pech gehabt. Nachdem aber keines der wirklich kleinen Boote angekommen ist, wurde beschlossen, für die kleinen nur 2 Runden zu zählen. Also waren wir plötzlich erster der Kleinboote - auch wenn wir nicht als erste die beiden Runden beendet haben. Hier gibt es einen Unterschied zwischen temps réel (Echtzeit) und angerechneter Zeit, weil je nach Kategorie des Bootes mit einem bestimmten Faktor multipliziert wird. Anmerkung zur Allgemeinbildung: Die Maximalgeschwindigkeit eines Segelbootes ist 2,4 mal der Wurzel aus der Länge des Bootes, hab ich mir sagen lassen.
Abends Feier in der ESSI-Caféte mit den bekannten Bands - Erstaufführung der ersten Eigenkomposition von Red is Dead: Red Fish / Poisson Rouge. Dazu viel Kronenbourg, ich mußte nicht fahren.
Am Sonntag war dann Skifahren in Auron, 90 km von hier. Ski und Schuhe hatte ich also von Intersport geliehen - das erste Mal Carver - Mütze, Handschuhe und Sonnenbrille von Renaud. Reichlich verkatert (ich war nicht allein!) haben wir uns also um 7 Uhr früh in Antibes versammelt, um mit dem Bus ins Skigebiet zu fahren. Ich würde sagen, ein nicht unerheblicher Teil der Businsassen hat die Fahrt nicht genutzt um die Landschaft zu bewundern, sondern um seinen Rausch auszuschlafen. Im Skigebiet angekommen bekamen wir die Tagespässe ausgeteilt und hatten zwei Stunden freie Fahrt, bevor wir uns Highnoon bei der Liftstation Les Pres zum Riesenslalom eingefunden haben. Das Fahren ging erstaunlich gut, ich hatte wirklich nicht eben wenig getrunken am Vorabend... Naja, muß man alles mal probiert haben, wozu ist man Student? Hab die Abfahrt dann auch noch unter einer Minute geschafft (Platz 16 von 28), was will ich mehr? Der Schnee und die Pisten waren auf der Nordseite gut und hin und wieder hat sogar die Sonne rausgeschaut.
Um 17 Uhr gings wieder zurück, dann war noch Siegerehrung, die nicht so einfach nachzuvollziehen war, nachdem Segelregatta- und Riesenslalomergebnisse irgendwie zusammengerechnet wurden. Teilweise etwas chaotisch, die Organisation, aber egal - ein tolles Wochenende!

Samstag, 29. Januar 2005

Ich bin in einer Zwickmühle, ich hab keine Lust, aufzustehen und gleichzeitig keine Lust, noch liegenzubleiben. So was... Gestern war wieder Soirée KFet, diesmal mit 5 € Eintritt, dafür alle Getränke frei. Musik aus der Stereoanlage, im Großen und Ganzen gemütliches Beisammensein. Es waren mit der Zeit auch eine Menge Leute da, und ich hab mich mit einigen ganz gut unterhalten, d. h. ich bin wieder ein gutes Stück vorangekommen, mich zu integrieren.

Na, ich werd mich wohl jetzt doch allmählich aufraffen und noch an die ESSI fahren zum Homepage aktualisieren, chatten und einfach, zum Verlassen meiner heimischen 9 Quadratmeter.

Montag, 31. Januar 2005

Letztens beim Übertragen meines Reiseberichts von der Buchform in die digitale Variante kommt einer aus dem zweiten Jahr rein und fragt, was das denn für ein Buch wäre. Na, mein Tagebuch! Echt? Er habe bisher nur davon gehört, daß es Leute gibt, die sowas schreiben, aber nie tatsächlich jemanden gekannt. Anscheinend sind Tagebuchschreiber für ihn ein Mythos, der dem der Einhörner verwandt ist.

Heute vormittag hat sich Guillaume entschuldigt, daß er mich auf dem Caféten-Abend letzten Freitag ziemlich angebaggert hat. Habe ihm gesagt, ich wüßte mich notfalls schon zu verteidigen. War ihm jedenfalls sichtlich peinlich - ich fands eigentlich eher lustig, doch mal was anderes als die lästigen Diskussionen mit den Drageurs der Promenade des Anglais.

Vielen Dank, Ines, für dieses geschickt anonym gehaltene Photo ;-)